Kirche Wasenbruck
Wasenbruck – die früheste Nennung des Namens erscheint als »Wassenpruggen« im Urbar und Grundbuch der Herrschaft Scharfeneck aus dem Jahr 1565, allerdings nicht als Bezeichnung für eine Ansiedlung, sondern in Verbindung mit der Lagebeschreibung herrschaftlicher Wiesen an der Leitha.
Der Name kann als Brücke über die Leitha erklärt werden, die mit Gras (im Volksmund »Wasen« genannt) bewachsen war.
Da dieser Leithaübergang in der 1. Hälfte des 18. Jh. nicht allgemein, sondern nur von den Eisenstädtern benutzt werden durfte, blühte gerade dort der Schmuggel mit Wein und Vieh aus Ungarn. Aus diesem Grund wurde 1730 ein »Mauthäusel« aufgestellt. Da es am linken Leithaufer lag, also in der Herrschaft Reisenberg deren Besitzer damals Graf Cavriani war, wurde er für die Abtretung des Grundes an den Zolleinnahmen beteiligt. Diese neue Zollstation erregte natürlich viel Ärger bei der Bevölkerung und das nicht nur am Anfang. So versuchte der Prokurator des Klosters St. Anna in der Wüste 1772 vom Dreißiger an der Wasenbrücke für das Kloster Zollfreiheit zu erreichen und ärgerte sich, weil ihm das nicht gelang.
1855 eröffnete Jakob Kornmüller am rechten Leithaufer gegenüber dem Zollhäuschen eine Mühle, die sogenannte »Wasenmühle«. die 1868 als zu Mannersdorf gehörend bezeichnet wurde.
Die eigentliche Geschichte von Wasenbruck beginnt 1882 mit dem Bau der Fabrik durch die »Erste Belgisch-österreichische Mechanische Filztuchfabrik für Papierfabrikation«. 1884 wurde das Werk von der Firma »Hutter und Schrantz« übernommen. Die Fabrik, die rasch wuchs, wurde neben der alten Mühle erbaut. Sie produzierte Filztücher für die Papiererzeugung. Da durch den steigenden Papierverbrauch immer mehr Filztücher benötigt wurden, erhöhte sich auch die Produktion der Wasenbrucker Fabrik. Die Zahl der Arbeiter und Maschinen stieg dadurch kontinuierlich an.
(…) Durch die seit der Fabriksgründung regelmäßigen Zubauten und die steigende Produktion zogen immer mehr Arbeiterfamilien nach Wasenbruck. Teils kamen sie aus der Umgebung, teils aber auch aus anderen Kronländern der Monarchie. So stieg die Einwohnerzahl Wasenbrucks rasch an. 1900 zählte der Ort 230 Einwohner, 1910 waren es schon 469 und nach 1920 wurde bereits die 600er-Marke überschritten.
Um den Arbeiterfamilien der Wasenbrucker Filztuchfabrik entgegenzukommen und sie an ihren damaligen Wohnort zu binden, errichtete die Firma zwischen 1883 und 1912 fünf Arbeiterwohnhäuser, die in unmittelbarer Nachbarschaft der Fabrik in der heutigen Windgasse und entlang der Hauptstraße entstanden.
Es waren dies durchwegs dreigeschoßige Gebäude, die, was die Größe der Wohnungen. die Anordnung der Räume und die Sanitäranlagen betrifft, durchaus dem damaligen Stand entsprachen.
Ein Problem waren auch die schulpflichtigen Arbeiterkinder. Eigentlich waren sie ursprünglich der Schule Pischelsdorf zugewiesen, die entfernungsmäßig am nächsten lag, da sie durch den Auwald entlang der Leitha erreicht werden konnte. Mit dem Anwachsen der Wasenbrucker Bevölkerung gingen immer mehr Wasenbrucker Schulkinder nach Mannersdorf, einige auch nach Reisenberg.
Ab 1902 bemühte sich die Fabriksleitung um die Errichtung einer eigenen Schule in Wasenbruck. Die große Anzahl der schulpflichtigen Kinder und der weite Schulweg nach Mannersdorf. der ja zu Fuß zurückgelegt werden musste, waren wichtige Argumente. 1904 konnte der Schulbetrieb mit einer Klasse und 60 Kindern aufgenommen werden. Während des ersten Weltkrieges stieg die Schülerzahl auf über 100 an. Die Folge waren ständige Raumprobleme. Ab dem Schuljahr 1919/20 wurde zwar zweiklassig unterrichtet. der Platzmangel der Schule blieb aber. Schließlich wurde ein Theatersaal, der an ein Arbeiterwohnhaus angebaut war, als Volksschule eingerichtet. In diesem Zubau wurden zwei Klassen. ein Lehrmittelzimmer und zwei Klosettanlagen untergebracht. (…)
Ab 1920 plante die Gemeinde Mannersdorf in Wasenbruck den Bau eines Kindergartens. 1926 war er fertiggestellt. Der Wasenbruder Kindergarten, nach den damals modernsten Erkenntnissen eingerichtet, erhielt neben Turnsaal und Liegehalle noch Spiel- und Unterrichtszimmer.
In die Zeit zwischen 1918 und 1938 fällt auch der Höchststand der Beschäftigten in der Filztuchfabrik: Zeitweise waren es 480 Personen.
Während der Februarereignisse des Jahres 1934 blieb es in Wasenbruck ruhig.
Die Wasenbrucker Fabrik erlitt durch den Krieg keine Schäden an Bauten und Maschinen, wurde aber geplündert, da gerade Textilien in jener Zeit sehr gesucht waren. Nach Kriegsende konnte sofort wieder gearbeitet werden. Die Produktion wurde aber, dem Bedarf der Nachkriegszeit entsprechend, auf Stoffe für Decken und Filze umgestellt. In den 50er-Jahren wurde die Qualität der Filztücher laufend verbessert. Ihre längere Haltbarkeit bewirkte einen Rückgang der Aufträge. Schließlich wurde das Werk 1974 im Zuge von Rationalisierungsmaßnahmen geschlossen. Für die betroffenen ca. 300 Beschäftigten konnten nicht genügend Ersatzarbeitsplätze geschaffen werden.
Wasenbruck gehörte ursprünglich zur Pfarre Pischelsdorf. Das hing damit zusammen, dass im 19. Jh. auch an Sonntagen gearbeitet wurde, den Arbeitern aber trotzdem der sonntägliche Kirchgang ermöglicht werden sollte. Da Wasenbruck näher bei Pischelsdorf als bei Mannersdorf liegt, konnten die Kirchgänger rascher an ihrem Arbeitsplatz zurück sein.
1934 wurde im Turnsaal des Wasenbrucker Kinderheims eine Gottesdienststätte eingerichtet. Dort feierte der Pfarrer von Mannersdorf an Sonn- und Feiertagen das Meßopfer.
Im Herbst 1959 begann der Bau der Wasenbruder Kirche, nachdem bereits vorher von der Pfarre Pischelsdorf ein geeignetes Grundstück erworben worden war. Am 12. Mai 1963 wurde die Kirche auf den Namen des heiligen Josef des Arbeiters geweiht. Seit 1. Jänner 1967 gehört Wasenbruck auch pfarrlich zu Mannersdorf.
1968 wurde die einklassige Volksschule aufgelassen. Seit dem Schuljahr 1968/69 besuchen die Wasenbrucker Volksschüler die Schule in Mannersdorf.
(Ausschnitte aus dem Buch „Streiflichter Mannersdorf am Leithagebirge Wasenbruck“, Heribert Schutzbier)